Ernährung

Welche Rolle spielt Ernährung bei einer Blutgerinnungsstörung?

Grundsätzich können Sie als Patientin oder Patient mit eine Blutgerinnungsstörung alles essen. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen wird derzeit keine spezielle Diät für Betroffene mit einer Hämophilie oder dem Von-Willebrand-Syndrom (VWS) empfohlen.

Mit den passenden Lebensmitteln können Sie jedoch ihren allgemeinen Gesundheitszustand positiv beeinflussen und Folgeerkrankungen vorbeugen.
 

Gelenke schützen

Menschen mit einer Hämophilie oder dem VWS haben ein höheres Risiko an Arthrose zu erkranken als Nicht-Betroffene. Der Grund ist: Blutungen in den Gelenken und daraus hervorgehende Entzündungen den Verschleiß der Gelenke.1,2 Mit einer nährstoffreichen Ernährung und der Verwendung entzündungshemmender Lebensmittel können Sie zum Schutz vor Gelenkentzündungen beitragen.3

So besitzen etwa Omega-3-Fettsäuren diesen antientzündlichen Effekt. Sie kommen reichlich in fettreichem Seefisch (z. B. Lachs, Makrele, Hering) und einigen pflanzlichen Ölen (z. B. Walnuss- und Rapsöl) vor. Auch sekundäre Pflanzenstoffe aus Gemüse, Obst, Beeren und Nüssen können helfen, Entzündungen einzudämmen. Da die wertvollen Nährstoffe jedoch meist in geringen Mengen enthalten sind, gilt es, diese gesunden Lebensmittel täglich und in bunter Vielfalt zu sich zu nehmen. Schließlich liefern zahlreiche Kräuter und Gewürze entzündungshemmende Inhaltsstoffe, etwa Kreuzkümmel, Chili, Ingwer oder Kurkuma.3

Einige Lebensmittel können hingegen Entzündungen befeuern. Insbesondere Fleisch und Wurst aus Massentierhaltung enthalten große Mengen an entzündungsfördernden Stoffen. Aber auch Süßigkeiten und stark verarbeitete Getreideprodukte sollten nur in Maßen genossen werden.3

Osteoporose

Menschen mit einer Blutgerinnungsstörung können anfälliger für Osteoporose sein. Bei dieser Erkrankung nehmen Dichte und Festigkeit der Knochen allmählich ab und die Gefahr für Knochenbrüche steigt.2

Neben regelmäßiger Bewegung kann auch eine ausgewogene Ernährung die Gesundheit der Knochen unterstützen. Allen voran Kalzium und Vitamin D spielen dabei eine wichtige Rolle. Kalzium ist u. a. für den Knochenstoffwechsel ein entscheidender Nährstoff.2,4 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, täglich 1 Gramm Kalzium zu sich zu nehmen. Kalziumlieferanten sind vor allem Milch und Milchprodukte, grüne Gemüsesorten wie Brokkoli und Rucola, Samen und Nüsse sowie Mineralwasser (> 150 mg/l).4

Damit Kalzium von den Knochen aufgenommen werden kann, ist Vitamin D notwendig. Um dieses Vitamin zu bilden, braucht der Körper Sonne bzw. UV-B-Strahlung.5 Für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung sind je nach Jahreszeit und Hauttyp täglich zwischen 10 und 25 Minuten Sonneneinstrahlung erforderlich. Nur wenige Lebensmittel liefern das wichtige Vitamin, z. B. fettreiche Seefische wie Makrele oder Lachs, Eier sowie manche Speisepilze.5

Übergewicht und Diabetes

Menschen mit einer Blutgerinnungsstörung oder auch ihre Angehörigen sind mitunter zurückhaltend gegenüber körperlicher Aktivität. Insbesondere wenn der Umgang mit der Erkrankung noch nicht routiniert ist, kann die Angst vor Blutungen durch Über- oder Fehlbelastung oder Verletzungen überwiegen. Doch Bewegungsmangel in Kombination mit ungesunder Ernährung zählen zu den größten Risikofaktoren für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2.6,7

Zum einen stellen überschüssige Kilos eine zusätzliche Belastung für die Gelenke dar.6 Zum anderen ist Übergewicht bei Patient:innen, die eine prophylaktische Therapie erhalten, mit einer höheren Dosierung des Gerinnungsmedikaments verbunden. Denn diese wird u. a. nach dem Körpergewicht bestimmt.7

Eine gesunde, vollwertige Ernährung kann Sie erheblich dabei unterstützen, Normalgewicht zu erreichen oder zu halten.8 Mehr Informationen über die Bedeutung von Sport und Fitness erhalten Sie hier.

Lebergesund essen

Übergewicht, falsche Ernährungsgewohnheiten und die Einnahme von Medikamenten belasten die Leber: Dadurch wird die Fetteinlagerung in die Leberzellen gefördert und es entsteht eine sog. Fettleber. Eine Fettleber wiederum begünstigt Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Osteoporose oder Nierenschwäche.9

Durch eine kalorien- und fettreduzierte Ernährung können Sie Ihre Leber entlasten. Trotzdem können und sollten Sie Fette zu sich nehmen. Bevorzugen Sie dabei aber einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Omega-3-Fettsäuren. Solche sog. gesunden Fette sind etwa in pflanzlichen Ölen (z. B. Raps- und Olivenöl), Margarine, Nüssen und fettreichen Fischen enthalten.8

Alkohol, Nikotin und viel Zucker wirken sich hingegen negativ auf die Gesundheit der Leber aus.8

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Auch Betroffene mit einer Hämophilie oder einem VWS können verstopfte oder verhärtete Arterien entwickeln und an den damit verbundenen Herzerkrankungen leiden. Vor allem Übergewicht, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette sowie Bluthochdruck gelten als gefäßschädigend. Treten diese Faktoren in Kombination auf (als sog. Metabolisches Syndrom), ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen umso höher.7,2

Mit einem ausgewogenen Speiseplan können Sie Ihre Herzgesundheit fördern: Besonders die sog. Mittelmeer-Diät wirkt sich positiv auf das Herz aus. Die traditionelle mediterrane Küche beinhaltet viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch und Meeresfrüchte sowie Olivenöl und Kräuter, dafür nur wenig Fleisch und Salz.10

Nährstoffmangel

Durch erhöhten Blutverlust im Rahmen der Erkrankung verliert der Körper Eisen, Folsäure und Vitamin B12. Der Nährstoffmangel kann dazu führen, dass Sie sich müde und antriebslos fühlen und an Blutarmut leiden.11 Mithilfe der Ernährung kann gegengesteuert werden:

  • Eisen ist vorrangig in Fleisch- und Wurstwaren, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Gemüse enthalten.12
  • Folsäure findet sich u. a. in grünem Gemüse (z. B. Spinat, Salate), Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten, Kartoffeln und Eiern.13
  • Reich an Vitamin B12 sind tierische Lebensmittel, also Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte.14
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Tipps für den Speiseplan

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So geht gesunde und vollwertige Ernährung: Die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse geben Orientierung.

Referenzen

  1. Miesbach, W, Berntorp E. Translating the success of prophylaxis in hemophilia to von Willebrand disease. Thrombosis Research 199 (2021)67-74. Verfügbar unter: https://www.thrombosisresearch.com/article/S0049-3848(21)00007-4/fulltext (abgerufen am 21.12.2023).
  2. Kempton CL, Malmström M, Holme PA. Management of comorbidities in hemophilia. Hemophilia. 2021; 27(Suppl. 3):37-45. https://doi.org/10.1111/hae.14013.
  3. Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention e. V. (FET): Chronische Entzündungen (Inflammation) – Symptombild und Ernährungstherapie. Stand: 25.07.2022. URL: https://fet-ev.eu/entzuendungen-ernaehrungstherapie/ (abgerufen am 21.12.2023).
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Referenzwert Calcium, 2013. https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/calcium/ (abgerufen am 21.12.2023).
  5. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Referenzwert Vitamin D, 2012. URL: https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/vitamin-d/ (abgerufen am 21.12.2023).
  6. Lassandro G, Accettura D, Giordan P. Promoting sports practice in Persons with hemophilia: A Survey on Clinicians' Perspectives. Int J Environ Res Public Health. 2021 Nov 11;18(22):11841. doi: 10.3390/ijerph182211841. PMID: 34831596; PMCID: PMC8625842.
  7. Wilding J, Zourikian N, Di Minno M. Obesity in the global haemophilia population: prevalence, implications and expert opinions for weight management. Obes Rev. 2018(11): 1569-1584. doi: 10.1111/obr.12746.
  8. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. 10. Auflage, Stand: 2017. URL: https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/ (abgerufen am 21.12.2023).
  9. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS). S2k-Leitlinie: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen. 2. Auflage, Stand: 28.02.2022. URL: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/021-025 (abgerufen am 21.12.2023).
  10. Deutsche Herzstiftung. Herzgesunde Ernährung mit der Mittelmeerküche, o.J. URL: https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/mediterrane-ernaehrung/ (abgerufen am 21.12.2023).
  11. Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH). S1-Leitlinie Eisenmangelanämie, 5. Auflage, Stand: 31.10.2021. URL: https://www.awmf.org/assets/guidelines/025-021I_S1_Eisenmangelanaemie_2021-11.pdf (abgerufen am 21.12.2023).
  12. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Referenzwert Eisen, o.J. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/ (abgerufen am 21.12.2023).
  13. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Referenzwert Folat, 2018. URL: https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/folat/ (abgerufen am 21.12.2023).
  14. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Referenzwert Vitamin B12, 2018. URL: https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/vitamin-b12/ (abgerufen am 21.12.2023).

EXA/DE/HG/0321